Der Badische Knoten | #paminablog

Gerade erreicht mich eine E-Mail, die die fehlende Beschilderung der Radwege und die Umleitungsstrecken zwischen Haguenau und Drusenheim bei der Rheinfähre erklärt: ab Frühling wird es einen nigelnagelneuen grenzübergreifenden Rundkurs zwischen Elsass und Baden geben. Zitat aus der Mail (Danke, Herr Ilzhöfer, für die schnelle Information):

„Die Radstrecke Radeln ohne Grenzen wird bis Mitte Mai komplett überarbeitet, weswegen seit geraumer Zeit keine aktive Bewerbung mehr stattfindet. Es wird ein 94 km langer Rundkurs in Zusammenarbeit mit den französischen Kollegen entstehen. Auf deutscher Seite bleibt die Strecke weitestgehend identisch, auf französischer Seite hingegen gibt es einen komplett neuen Verlauf. Des Weiteren wird es einen neuen Namen geben („PAMINA-Rheinauen Süd“) sowie ein neues Routenlogo.“
Ende des Zitats.

Da muss ich wohl noch einmal vorbeischauen. Ich bin schon sehr gespannt.

Doch zurück nach MI (ich kam gestern Abend in den Genuss eines Flammkuchens schwäbischer Art und bin nun verunsichert, ob ich noch in Baden bin oder schon in Schwaben. Leuten von auswärts dürfte die Baden-Schwaben-Verwechslung ohnehin geläufig sein und somit scheren sie beide Länder über einen Kamm …)

Wie auch immer.

Schon vor Reisebeginn wollte ich einen Artikel schreiben über die Radwege am Mittleren Oberrhein, also hier in Baden (oder/und Schwaben 😀), augenzwinkernd mit dem Titel der Badische Knoten. Zu viele verschiedene Radwege hatte ich in meine Runde ums Paminland einkompiliert, als dass sich da noch einen Überblick finden lässt. Im ersten Artikel des Blogs gibt es hierzu eine Liste und in der Wegekarte rechts neben diesem Artikel erkennt man das Dilemma ja auch.

Die Navigation ist entsprechend abenteuerlich und nun, da ich mitten drin stecke im Badischen Knoten, kann ich empfehlen, dass es am besten ist, nach Ortsnamen zu navigieren und den grün-weißen Radwegschildern zu folgen. Grob sind dies ab Greffern am Rhein Lichtenau, Bühl, Baden-Baden, Kuppenheim, Rastatt. Je mehrere Radwege bieten sich als Möglichkeit. Meist auf ruhiger Straße oder als Begleitweg an Straßen. Die Gegend ist dicht besiedelt.

Meine gestrige, zweite Zeltnacht war eiskalt. Mehrmals wachte ich auf und heizte das Zelt mit dem Spirituskocher. Schwitzhüttenfeeling für eine halbe Stunde. So bin ich froh, dass frühmorgens ein Mann in der Kleingartensiedlung werkelt, neben der ich gezeltet habe und mir ein Bäckereicafé in Sinzheim empfiehlt. Vorkirchgängliches Treiben. Noch ist es ruhig in der Bäckerei. Aber sobald die Gottesdienste enden, wird es bestimmt voll.

Als ich die Bäckerei verlasse, ist die Straße gesperrt und um die Ecke hat sich eine Gemeinde versammelt. Menschen strömen aus allen Gassen in die Richtung, hey und klar, es ist Palmsonntag. Alle tragen Zweige und Grünzeug, feierlich gekleidet. Der Beginn einer Prozession. Der Pfarrer sagt durchs Mikrofon an, dass man mit Lied 219 beginne, Zwei eins neun, wiederholt er. Gut hundertfünfzige Leute stehen am Platz. Ich schlängele mich durch und radele nach Baden-Baden, verirre mich ein paar Kilometer stadteinwärts, finde den Weg wieder nach Kuppenheim. Abstecher zum Schloss Favorite, einem alten Lustschloss mit riesigem Park (den hatte ich übrigens auf der Karte als möglichen Wildzeltort ausgemacht 😉)

Endlich die Murg. Ziemlich breiter, eingedämmter Fluss. Im Hintergrund droht der Schwarzwald. Ob es eine gute Idee war, nach etwa fünfzehn Kilometern auf der Tour de Murg den Schwarzwaldradweg ab Gernsbach nach Norden zu nehmen? War es nicht.

Zunächst beginnt es jedoch äußerst idyllisch durch den Gernsbacher Kurpark stets aufwärts auf einem meist geteerten Weg ins Igelbachtal. Loffenau als Ziel. Ab dort wirds eklig. Der Radweg verläuft einige Kilometer auf der Straße, die, Sonntag-sei-Dank, von hunderten Sonntagsausflüglern befahren ist. Falls man sich über die gute Luft in der Gegend wundert, die Stickoxide sind jetzt alle in meiner Lunge. Wahrscheinlich radelt sichs auf der etwa vier Kilometer langen Straßenpassage wochentags ganz entspannt. Schließlich schlägt sich der Radweg aber ins Niemandsland jenseits der Straße nach Bad Herrenalb, aber nun kommt es ganz dick: unendlich aufwärts unendlich steil. Irgendwann diagnostiziert das GPS 698 Meter Höhe. Der Forstweg ist nun verschneit. Ich muss schieben. Aus acht Kilometern bis zu meinem Ziel Dobel, die ich normalerweise trotz der Steigung in weniger als einer Stunde geschafft hätte, werden zwei Stunden oder gar mehr. Immer wieder muss ich das Fahrrad schieben, rutsche ich im Schneematsch umher.

Heilfroh, dass ich dann gegen 19 Uhr endlich das Dorf erreiche und mich in einem Gasthaus einmieten kann. Zum Abendessen gibt es Flammkuchen schwäbische Art. Statt Zwiebeln und Speck ist er mit Blut- und Leberwurst belegt.

Welcome To The Copa Pabana | #paminablog

Gestern habe ich den ersten Teil des dreiteiligen Tourismus-Kunst-Ländchens Pamina ‚fertig‘ erkundet. NA. Das steht für Nord Alsace, also das Nord-Elsass. Die Stadt Haguenau liegt ungefähr im Zentrum. Zwei wichtige Radwege erschließen den Nord Alsace-Teil von Paminaland. Saverne-Haguenau: sehr gut. Klasse beschildert, schöne Streckenführung. Sowie Haguenau-Bühl-Baden Baden-Rastatt. Miserabel. Ein Fake-Radweg, den man meines Erachtens aus der Not heraus vom Reißbrett zusammengeschustert hat. Schon alleine die Streckenführung ab Haguenau via Kaltenhouse bis Oberhoffen durch dicht besiedeltes Gebiet auf Departementsstraßen, die – ich hatte ja Glück, war samstags unterwegs – wochentags sicher hochfrequentiert sind, sind ein Hohn. Schmale Möchtegern-Radwege, die nur optisch vom Kraftverkehr getrennt sind, buhlen mit verwurzelten Etwassen um die Gunst gehetzter Radler. Ab Oberhoffen sur Moder gibt es einen in der Open Cycle Map verzeichneten Weg über geteerte Feldwege bis Drusenheim. Keine Beschilderung. Schön: man sieht schon die Kulisse des Schwarzwalds. Es gibt einen Radweg, der in weitem Bogen nordwärts aus Haguenau hinaus und auch nach Drusenheim führt, als Nummer neun in der Karte der Radwege des Bas Rhin verzeichnet, der mir tauglicher scheint, der aber auch länger ist.

Fazit für den Abschnitt NA des Paminalands: Super Radwege, tolle Gegend, viel zu sehen. Wären da nicht die etwa dreißig Kilometer von Haguenau bis zur Rheinfähre, die man einfach nur erlogen hat, um einen Radweg auf dem Papier vorweisen zu können. Richtig mies ist vor allem die etwa zehn Kilometer lange Strecke Haguenau-Oberhoffen.

Dann Baden. Die kostenlose Fähre bringt mich schnell über den großen deutschen Fluss, genannt der Vater. Nun bin ich im Abschnitt MI des Paminalands. MI steht für Mittlerer Oberrhein, grob gesagt Baden. Es könnte auch BA heißen, denke ich rheinaufwärts nach Greffern kurbelnd. Steifer Wind aus Nordwest. Dritter Gang. Kiesweg auf Rheindamm. Schiffsbrummen. Spaziergänger. PABANA. Copa Pabana. Damm damm. Weine nicht, wenn die Sonne scheint. Und das tut sie.

Die Orientierung ist mäßig, mühsam, fast wie Bildhauerei. Die Zeit ist reif, einen offiziellen Pamina-Rundweg nach Irgendlink auszuschildern, phantasiere ich selbstherrlich, berauscht kurbelnd. Inklusive meiner Nordwestpassage.

Nach und nach meißele ich mir die mutmaßliche Strecke zurecht, nachdem ich mir die Karte aus dem Blog (hier rechts neben dem Text, bzw. ganz unten bei Smartphoneansicht) angeschaut habe. Es könnte sein, dass ich den Schildern nach Lichtenau folgen muss, und ach ja, da auf dem Schild steht ja nun Bühl drauf und bald schon navigiere ich auf ruhigen Landstraßen und auf straßenbegleitenden Radwegen Richtung Baden-Baden, bin plötzlich auf einem als ‚Rhein‘ gekennzeichneten Radweg, der streckengleich mit dem Ortenauradweg läuft und schwupp, kurz vor Baden-Baden umrunde ich Sinzheim. Zwei bärtige Wirte geben mir in einem Gasthaus namens Adler Wasser und bei einem Sportplatz überlege ich, das Zelt aufzubauen, wäre da nicht gerade ein Fest im Sportlerheim. Ich überlege zu fragen, hey, darf ich im Südtor das Zelt aufstellen, aber dann entscheide ich mich, zurückzuradeln zu einer Kleingartensiedlung, wo das Zelt nun unter einem alten Kirschbaum steht. Die Autobahn rauscht unermüdlich. Ab und zu donnert ein ICE. Es ist drei Uhr zwanzig.

Während ich den Artikel schrieb, wurde die Uhr umgestellt.

Tag 4 im Rückblick | #paminablog

Nach einer doch eher recht kühlen Nacht, hat sich heute endlich die Sonne blicken lassen. Um die Mittagszeit kreuzt Irgendlink Haguenau, eine Stadt, die wir beide in den letzten Jahren schon zigmal per Auto in Süd-Nord- und Nord-Süd-Richtung passiert haben. Diesmal durchquert sie Irgendlink bei schönstem Frühlingssonnenschein von Westen nach Osten. Immer Richtung Rhein, verläßt schließlich Frankreich mit der Fähre und erreicht Baden-Würtemberg.

Die Radroute ab Haguenau ist entweder missverständlich ausgeschildert oder hat den Namen Radweg nicht wirklich verdient, schreibt Irgendlink sinngemäß auf Twitter.  Dass ’die Männlein’ dies- und jenseits des Rheins heute offenbar den Frühling spüren, schlägt sich leider nicht selten in hochtourigem Motorlärm nieder.

In der Nähe von Sinzheim, nicht weit von Baden-Baden, hat Irgendlink inzwischen sein Zelt aufgebaut und hat es schön warm.

Das heutige Wegstück könnt ihr hier gucken.

Und ungefähr so sieht das bisher erradelte Paminaabenteuer der letzten vier Tage auf der Karte aus:

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Die folgenden Bildkommentare sind von Irgendlink:

Detail einer mehrere benachbarte Häuser übergreifenden Wandmalerei in Pfaffenhofen. Mit Name des Künstlers vermutlich: Mahler Edgar

An einem weiteren Haus in Pfaffenhofen noch weitere Kunstwerke, die Mahler Edgars Handschrift tragen. Ich fand auf die Schnelle vier derart bemalte Gebäude im Umkreis von einem halben Kilometer.

Bunte Osterbackwaren in einer Boulangerie in Haguenau.

In allen Gemeinden der Gegend sind Straßen und Privatgärten osterlich geschmückt. Hier in der Fußgängerzone in Haguenau.

Panorama in Haguenau.

Vor der Kirche in Drusenheim wird der Platz erneuert.

Die Rheinfähre von Drusenheim nach Greffern fährt ab fünf Uhr früh permanent hin und her. Benutzung gratis.

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Liebe Grüße aus der Homebase
Eure Sofasophia

Von Römern, Galliern und heiligen Wäldern – Haguenau-Baden Baden Iffezheim Radweg #paminablog

Fachwerk-Eisenbahnbrücke über den Rhein, Bogen, graublauer Himmel, der Fluss. Rostbraun

Der Radweg Haguenau-Bühl-Baden Baden-Iffezheim ist der dritte offizielle Radweg in der Pamina-Region, der auf der Runde #UmsLandPamina zum Einsatz kommt. Auf der Kurzbeschreibung im oben verlinkten Artikel des Radwegeportals der Nordvogesen klingt er eher unspektakulär und es ist nicht auszumachen, ob er auf einer alten Bahntrasse verläuft, oder auf eigens angelegten Wegen im Modertal. Sehenswürdigkeiten werden nicht angezeigt, obwohl ich sicher bin, dass es Sehenswertes gibt. Überall gibt es Sehenswertes.

Nordelsass – Nord Alsace (NA)

Ab Haguenau dürften es nur etwa zwanzig bis dreißig Kilometer sein, bis man den Rhein erreicht und die Nordvogesen verlässt. Über die Rheinfähre bei Greffern führt die geplante Bloggerreise in die zweite Teilregion des Paminalands, nach Baden.

Weitgehend verläuft der Radweg im Tal der Moder, einem Seitenfluss des Rheins, der mit seinen zahlreichen Zuflüssen den größten Teil der Nordvogesen entwässert. Der frühere gallische Name des Flusses rührt von der Gottheit Matrae her. Faszinierender Weise wurde die Stadt Haguenau um ein Jagdschloss herum gebaut, das einst auf einer Insel im Rinnsal erbaut wurde.  Ich bin gespannt, ob die Moder-Insel in Haguenau noch zu erkennen ist und ob man vom Jagdschloss noch etwas erkennen kann. Der Wald von Haguenau war ein beliebtes Jagdrevier der Staufer. Der Vater Friedrich Barbarossas liegt in der ehemaligen Benediktinerabtei von Walbourg begraben. Der Forst ist mit 21.000 Hektar der sechstgrößte zusammenhängende Wald Frankreichs und er verdankt seine Existenz nur dem Umstand, dass der Sandboden nicht fruchtbar genug ist für die Landwirtschaft. Zahlreiche Klöster in der Waldregion gaben dem Haguenauer Forst den Beinamen Heiliger Forst. In meiner Phantasie  werde ich weitläufige Kiefernwälder durchradeln, ein Schuss Brandenburg im Elsass sozusagen, aber die kommende Bloggerreise  wird zeigen, wie es tatsächlich in der Gegend aussieht.

Der Rhein

Bei Drusenheim erreicht man den Rhein und kann mit der Fähre ins badische Greffern übersetzen. Im Blog Flussnoten habe ich im Jahr 2016 eine Bloggerreise zu Fuß und per Fahrrad rheinabärts gemacht. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit dem großen europäischen Strom.

Baden und Baden Baden, Schwarzwald zum Greifen nah

Wenn man die Suchmaschinen fragt, sind in der badischen Teilregion, im Wortstamm des Paminalands etwas umständlich als Mittlerer Oberrhein (MI) bezeichnet, vor allem Städte dominant. Die Bäderstadt aller Bäderstädte Baden Baden und die Pferderennbahn bei Iffezheim und Bühl. Der Baden-Airpark liegt ganz in der Nähe und bindet das Paminaland ans Flugnetz an. Wenn man den verlinkten Flugplan liest, fühlt man sich fast wie mitten in der Welt: Bari, London, Barcelona und Moskau werden angeflogen – falls Sie von Fern eine Radtour im Paminaland planen, ist das Ihr Einstiegspunkt). Die A5 durchschneidet das Rheintal als ewig pulsierende Nord-Süd-Verbindung. Ich hoffe, dass die Radwege gut ausgebaut sind und mich ruhig und komfortabel und gut beschildert voranbringen. Wenn man sich per Zug und Fahrrad auf eine Radtour in die Region begibt, ist dieser Teil des Paminalands sicher einer der lukrativsten Startpunkte. Zahlreiche Stationen der Rheintalstrecke der Deutschen Bahn liegen dort. Suchen Sie sich eine aus.

Laut Streckenplan (siehe auch Grafik rechts in der Seitenleiste) für die geplante Fahrrad-Bloggerreise werde ich kurz hinter Greffern den Rheintal-Radweg erreichen, der über einige Kilometer streckengleich mit dem Radweg Haguenau-Bühl-Baden Baden-Iffezheim führt. Vielleicht besuche ich das Schloss Favorite bei Rastatt.

Ausflug in fürstliche Vergnügungen, Geselligkeit und Spiel, die Jagd und Maskeraden gefällig?

Das Barockschloss Favorite sieht verlockend aus, wenn man es per Suchmaschine in Bild und Text anschaut. Nach Eintauchen in die  römische und gallische Vergangenheit mit Drusus und der geheiminsvollen Gottheit Matrae geht es Jahrhunderte vorwärts in die Zeit des Barocks. Lustgarten und Porzellanmuseum inklusive.

Mit diesem dritten Abschnitt der geplanten Reise werde ich die erste Teilregion erradelt haben und auch etwa ein Drittel der Tour bewältigt haben. Das geplante Blog wird sicher weniger ‚touristisch‘ und nüchtern ausfallen wie diese ersten Vorabtexte, die Ihnen einen groben, von mir recherchierten Eindruck der Paminaregion geben sollen (und mir selbst Lust auf die Reise). Als reisender Blogger oder bloggender Reisender lasse ich mich in meinen täglichen Artikeln (ab März 2018 hier in diesem Blog) stets intensiv ein auf die Wunderlichkeiten und Überraschungen, die der Radreisealltag unweigerlich mit sich bringt. Ich werde in diesem Blog meiner guten alten Bauchgefühlslinie treu bleiben und ‚frei nach Schnauze‘ berichten, wie manche Bloglesende es von meinen früheren Reisen zwischen Nordkap und Gibraltar und rund um die Nordsee kennen. Das Kleine, nahe, direkt vor der Haustür liegende Fahrradabenteuer ist nicht weniger anspruchsvoll, als die großen fernen Ziele, durfte ich bei der letzten Radreise um mein Heimatbundesland Rheinland-Pfalz feststellen. Einen guten Einblick in die ‚großen‘ Reisen vermittelt der Bereich ‚Projekte‘ in meinem Stammblog http://irgendlink.de