Tag 7 im Rückblick | #paminablog

Die Östringer Zeltnacht war – wie zu erwarten – kühl und so freut sich Irgendlink darauf, heute Nacht mit einem Dach über dem Kopf schlafen zu können. »Eine Twitterfreundin  hatte spontan und unbekannterweise gestern Abend angeboten, dass ich bei ihnen übernachten könne,« bloggte er heute Morgen. Damit wurde also die Region Germersheim sein heutiges Tagesziel.

Nach Bad Schönborn über Waghäusel Richtung Philippsburg findet er schließlich den Rheintal-Radweg. Nicht lustig klingt das bei Irgendlink auf Twitter: »Der Radweg führt zudem an stark frequentierter Straße. Ramdösig Autos zählend: über 100 in zehn Minuten.«

Wohlbehalten gelandet hat er frischgeduschte Grüße vom Übernachtbesuchsort geschickt. Klingt gut, finde ich.

Für alle, die nur sporadisch die Strecke mitgucken, füge ich hier ein Screenie der bisher ungefähr erradelten Strecke ein. Per Draufklick öffnet ihr die entsprechende Karte.

Das heutige Wegstück – aber natürlich nicht ganz bis zur Haustür – könnt ihr hier gucken.

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Folgende Bilder und Kommentare hat mir Irgendlink gemailt.

Das Zeltlager am Waldrand in der Nähe von Odenheim lag ideal auf einer ruhigen Wiese am Waldrand.

Eine fest im Beton verankerte Kasse vor einem Blumen-zum-selbst-Pflücken-Feld nahe Kronau. In Schwarz-Rot-Gold.

Das erste und einzige Mal, dass ich ein Hinweisschild der Schönborn-Route sehe, die ich den ganzen Tag suchte, war in Waghäusel, kurz bevor ich die rechtsrheinische Rheinroute erreichte.

Die Eremitage in Waghäusel, ein beeindruckendes, sternförmiges Schloss aus dem 18. Jahrhundert.

Während der badischen Revolution 1848/49 wurde im Kampf für Freiheit und Menschenrechte die Schlacht von Waghäusel geschlagen. Das Denkmal erinnert an die Männer und Frauen, die für die Freiheit kämpften.

Die rechtsrheinische Rheinroute südwärts bis zur Germersheimer Rheinbrücke ist der letzte der Radwege, die ich auf meiner Runde ums Paminaland im Bereich Mittlerer Oberrhein nutzte.


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Liebe Grüße aus der Homebase
Eure Sofasophia

Der Badische Knoten | #paminablog

Gerade erreicht mich eine E-Mail, die die fehlende Beschilderung der Radwege und die Umleitungsstrecken zwischen Haguenau und Drusenheim bei der Rheinfähre erklärt: ab Frühling wird es einen nigelnagelneuen grenzübergreifenden Rundkurs zwischen Elsass und Baden geben. Zitat aus der Mail (Danke, Herr Ilzhöfer, für die schnelle Information):

„Die Radstrecke Radeln ohne Grenzen wird bis Mitte Mai komplett überarbeitet, weswegen seit geraumer Zeit keine aktive Bewerbung mehr stattfindet. Es wird ein 94 km langer Rundkurs in Zusammenarbeit mit den französischen Kollegen entstehen. Auf deutscher Seite bleibt die Strecke weitestgehend identisch, auf französischer Seite hingegen gibt es einen komplett neuen Verlauf. Des Weiteren wird es einen neuen Namen geben („PAMINA-Rheinauen Süd“) sowie ein neues Routenlogo.“
Ende des Zitats.

Da muss ich wohl noch einmal vorbeischauen. Ich bin schon sehr gespannt.

Doch zurück nach MI (ich kam gestern Abend in den Genuss eines Flammkuchens schwäbischer Art und bin nun verunsichert, ob ich noch in Baden bin oder schon in Schwaben. Leuten von auswärts dürfte die Baden-Schwaben-Verwechslung ohnehin geläufig sein und somit scheren sie beide Länder über einen Kamm …)

Wie auch immer.

Schon vor Reisebeginn wollte ich einen Artikel schreiben über die Radwege am Mittleren Oberrhein, also hier in Baden (oder/und Schwaben 😀), augenzwinkernd mit dem Titel der Badische Knoten. Zu viele verschiedene Radwege hatte ich in meine Runde ums Paminland einkompiliert, als dass sich da noch einen Überblick finden lässt. Im ersten Artikel des Blogs gibt es hierzu eine Liste und in der Wegekarte rechts neben diesem Artikel erkennt man das Dilemma ja auch.

Die Navigation ist entsprechend abenteuerlich und nun, da ich mitten drin stecke im Badischen Knoten, kann ich empfehlen, dass es am besten ist, nach Ortsnamen zu navigieren und den grün-weißen Radwegschildern zu folgen. Grob sind dies ab Greffern am Rhein Lichtenau, Bühl, Baden-Baden, Kuppenheim, Rastatt. Je mehrere Radwege bieten sich als Möglichkeit. Meist auf ruhiger Straße oder als Begleitweg an Straßen. Die Gegend ist dicht besiedelt.

Meine gestrige, zweite Zeltnacht war eiskalt. Mehrmals wachte ich auf und heizte das Zelt mit dem Spirituskocher. Schwitzhüttenfeeling für eine halbe Stunde. So bin ich froh, dass frühmorgens ein Mann in der Kleingartensiedlung werkelt, neben der ich gezeltet habe und mir ein Bäckereicafé in Sinzheim empfiehlt. Vorkirchgängliches Treiben. Noch ist es ruhig in der Bäckerei. Aber sobald die Gottesdienste enden, wird es bestimmt voll.

Als ich die Bäckerei verlasse, ist die Straße gesperrt und um die Ecke hat sich eine Gemeinde versammelt. Menschen strömen aus allen Gassen in die Richtung, hey und klar, es ist Palmsonntag. Alle tragen Zweige und Grünzeug, feierlich gekleidet. Der Beginn einer Prozession. Der Pfarrer sagt durchs Mikrofon an, dass man mit Lied 219 beginne, Zwei eins neun, wiederholt er. Gut hundertfünfzige Leute stehen am Platz. Ich schlängele mich durch und radele nach Baden-Baden, verirre mich ein paar Kilometer stadteinwärts, finde den Weg wieder nach Kuppenheim. Abstecher zum Schloss Favorite, einem alten Lustschloss mit riesigem Park (den hatte ich übrigens auf der Karte als möglichen Wildzeltort ausgemacht 😉)

Endlich die Murg. Ziemlich breiter, eingedämmter Fluss. Im Hintergrund droht der Schwarzwald. Ob es eine gute Idee war, nach etwa fünfzehn Kilometern auf der Tour de Murg den Schwarzwaldradweg ab Gernsbach nach Norden zu nehmen? War es nicht.

Zunächst beginnt es jedoch äußerst idyllisch durch den Gernsbacher Kurpark stets aufwärts auf einem meist geteerten Weg ins Igelbachtal. Loffenau als Ziel. Ab dort wirds eklig. Der Radweg verläuft einige Kilometer auf der Straße, die, Sonntag-sei-Dank, von hunderten Sonntagsausflüglern befahren ist. Falls man sich über die gute Luft in der Gegend wundert, die Stickoxide sind jetzt alle in meiner Lunge. Wahrscheinlich radelt sichs auf der etwa vier Kilometer langen Straßenpassage wochentags ganz entspannt. Schließlich schlägt sich der Radweg aber ins Niemandsland jenseits der Straße nach Bad Herrenalb, aber nun kommt es ganz dick: unendlich aufwärts unendlich steil. Irgendwann diagnostiziert das GPS 698 Meter Höhe. Der Forstweg ist nun verschneit. Ich muss schieben. Aus acht Kilometern bis zu meinem Ziel Dobel, die ich normalerweise trotz der Steigung in weniger als einer Stunde geschafft hätte, werden zwei Stunden oder gar mehr. Immer wieder muss ich das Fahrrad schieben, rutsche ich im Schneematsch umher.

Heilfroh, dass ich dann gegen 19 Uhr endlich das Dorf erreiche und mich in einem Gasthaus einmieten kann. Zum Abendessen gibt es Flammkuchen schwäbische Art. Statt Zwiebeln und Speck ist er mit Blut- und Leberwurst belegt.

Welcome To The Copa Pabana | #paminablog

Gestern habe ich den ersten Teil des dreiteiligen Tourismus-Kunst-Ländchens Pamina ‚fertig‘ erkundet. NA. Das steht für Nord Alsace, also das Nord-Elsass. Die Stadt Haguenau liegt ungefähr im Zentrum. Zwei wichtige Radwege erschließen den Nord Alsace-Teil von Paminaland. Saverne-Haguenau: sehr gut. Klasse beschildert, schöne Streckenführung. Sowie Haguenau-Bühl-Baden Baden-Rastatt. Miserabel. Ein Fake-Radweg, den man meines Erachtens aus der Not heraus vom Reißbrett zusammengeschustert hat. Schon alleine die Streckenführung ab Haguenau via Kaltenhouse bis Oberhoffen durch dicht besiedeltes Gebiet auf Departementsstraßen, die – ich hatte ja Glück, war samstags unterwegs – wochentags sicher hochfrequentiert sind, sind ein Hohn. Schmale Möchtegern-Radwege, die nur optisch vom Kraftverkehr getrennt sind, buhlen mit verwurzelten Etwassen um die Gunst gehetzter Radler. Ab Oberhoffen sur Moder gibt es einen in der Open Cycle Map verzeichneten Weg über geteerte Feldwege bis Drusenheim. Keine Beschilderung. Schön: man sieht schon die Kulisse des Schwarzwalds. Es gibt einen Radweg, der in weitem Bogen nordwärts aus Haguenau hinaus und auch nach Drusenheim führt, als Nummer neun in der Karte der Radwege des Bas Rhin verzeichnet, der mir tauglicher scheint, der aber auch länger ist.

Fazit für den Abschnitt NA des Paminalands: Super Radwege, tolle Gegend, viel zu sehen. Wären da nicht die etwa dreißig Kilometer von Haguenau bis zur Rheinfähre, die man einfach nur erlogen hat, um einen Radweg auf dem Papier vorweisen zu können. Richtig mies ist vor allem die etwa zehn Kilometer lange Strecke Haguenau-Oberhoffen.

Dann Baden. Die kostenlose Fähre bringt mich schnell über den großen deutschen Fluss, genannt der Vater. Nun bin ich im Abschnitt MI des Paminalands. MI steht für Mittlerer Oberrhein, grob gesagt Baden. Es könnte auch BA heißen, denke ich rheinaufwärts nach Greffern kurbelnd. Steifer Wind aus Nordwest. Dritter Gang. Kiesweg auf Rheindamm. Schiffsbrummen. Spaziergänger. PABANA. Copa Pabana. Damm damm. Weine nicht, wenn die Sonne scheint. Und das tut sie.

Die Orientierung ist mäßig, mühsam, fast wie Bildhauerei. Die Zeit ist reif, einen offiziellen Pamina-Rundweg nach Irgendlink auszuschildern, phantasiere ich selbstherrlich, berauscht kurbelnd. Inklusive meiner Nordwestpassage.

Nach und nach meißele ich mir die mutmaßliche Strecke zurecht, nachdem ich mir die Karte aus dem Blog (hier rechts neben dem Text, bzw. ganz unten bei Smartphoneansicht) angeschaut habe. Es könnte sein, dass ich den Schildern nach Lichtenau folgen muss, und ach ja, da auf dem Schild steht ja nun Bühl drauf und bald schon navigiere ich auf ruhigen Landstraßen und auf straßenbegleitenden Radwegen Richtung Baden-Baden, bin plötzlich auf einem als ‚Rhein‘ gekennzeichneten Radweg, der streckengleich mit dem Ortenauradweg läuft und schwupp, kurz vor Baden-Baden umrunde ich Sinzheim. Zwei bärtige Wirte geben mir in einem Gasthaus namens Adler Wasser und bei einem Sportplatz überlege ich, das Zelt aufzubauen, wäre da nicht gerade ein Fest im Sportlerheim. Ich überlege zu fragen, hey, darf ich im Südtor das Zelt aufstellen, aber dann entscheide ich mich, zurückzuradeln zu einer Kleingartensiedlung, wo das Zelt nun unter einem alten Kirschbaum steht. Die Autobahn rauscht unermüdlich. Ab und zu donnert ein ICE. Es ist drei Uhr zwanzig.

Während ich den Artikel schrieb, wurde die Uhr umgestellt.